Kennen Sie das auch? Die Stellen für Ihre Auszubildenden müssen bald nachbesetzt werden, aber Ihrem Unternehmen fehlen Bewerber:innen? Mit dieser Situation stehen Sie nicht allein da. Denn der Ausbildungsmarkt ist in der Bredouille: Die Zahl der Schulabgänger:innen ist seit Jahren rückläufig, gleichzeitig entscheiden sich immer mehr Jugendliche für ein Studium. Schon 2013 haben die Studienanfänger:innen die Ausbildungsstarter:innen erstmals überholt – seitdem entwickelt sich die Situation rasant weiter zuungunsten der Ausbildung.
So waren Ende September nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit noch rund 58.000 Ausbildungsplätze unbesetzt – fast 9.000 mehr als im Herbst 2017. Sie fragen sich, wie man dem mangelnden Interesse der Jugendlichen begegnen kann? Eines ist klar: Imagekampagnen von Politik und Verbänden für die betriebliche Ausbildung sind wünschenswert – werden aber das Problem allein nicht lösen.
Gehen Sie einfach selbst voran und positionieren Sie sich als attraktiver Ausbildungsbetrieb. Wie das funktioniert? Die folgenden vier Tipps sollen Ihnen dabei helfen, Ihr Ausbildungsmarketing mit einfachen und kostengünstigen Mitteln an den Start zu bringen.
1. Lassen Sie Ihre Nachwuchskräfte sprechen!
Die Millennial-Generation – oder auch Generation Y – fragt nach dem Zweck einer Anstrengung, bevor sie sich engagiert. Doch nahezu flächendeckend wird es versäumt, Schüler:innen näherzubringen, dass eine betriebliche Ausbildung vielversprechende Karrierechancen eröffnet, zum Beispiel durch eine Meisterqualifikation. Da verwundert es kaum, dass die Berufswahl nahezu zwangsläufig auf eine akademische Ausbildung fällt.
Geben Sie den Interessent:innen deshalb eine greifbare Vorstellung Ihrer Chancen. Am direktesten ist es, Nachwuchskräfte selbst sprechen zu lassen, vor allem wenn sie in Ihrem Unternehmen bereits Karrierestufen absolviert haben. Einen kurzen Podcast zu erstellen, ist für die Digital Natives keine große Herausforderung. Bitten Sie Ihre Nachwuchskräfte, als Fürsprecher:innen Ihres Unternehmens aufzutreten und geben Sie ihnen die entsprechenden Freiräume dafür.
Präsentieren Sie sich außerdem mit Werbung für offene Azubi-Stellen dort, wo Jugendliche sich aufhalten: im Netz.
2. Nutzen Sie das Potenzial von Social Media!
Die beste Werbung für offene Ausbildungsstellen nützt nichts, wenn sie im falschen Kanal platziert wird. Als Betrieb sollten Sie dort präsent sein, wo Jugendliche nach Ausbildungsstellen suchen. Das ist neben Online-Stellenbörsen insbesondere die Suchmaschine Google. Mit der Eingabe eines Ausbildungsberufs in Kombination mit einem Ort begeben sich Bewerber:innen dort auf die Suche nach freien Stellen. Achten Sie daher auf einen ansprechenden Firmeneintrag bei Google.
Die zuvor genannten positiven Statements von Auszubildenden können Sie anstelle Ihrer Unternehmenswebsite auf einem eigenen Ausbildungs-Blog platzieren – das erleichtert Interessent:innen die Auffindbarkeit und Zuordnung der Themen. Ein positiver Nebeneffekt: Mit einem eigenen Blog für Ausbildungsthemen unterstreichen Sie den Stellenwert, den die Ausbildung in Ihrem Unternehmen hat. Damit heben Sie sich positiv von anderen ab. Beiträge auf Ihrem Blog lassen sich zudem leicht in Instagram teilen – das derzeit drittbeliebteste Internet-Angebot der Jugendlichen, hinter YouTube und WhatsApp.
3. Achten Sie auf eine gut durchstrukturierte “Candidate Journey”
Heutzutage müssen sich Unternehmen bei den Jugendlichen bewerben – und nicht umgekehrt. Die meisten Nachwuchskräfte sind sich ihrer guten Ausgangsposition durchaus bewusst. Jede kleine Schwäche im Bewerbungsprozess wird daher kritisch unter die Lupe genommen. Das fängt bereits mit einem umgehenden Feedback an.
Dr. Steffi Burkhart, selbst der Millennial-Generation zugehörig, macht sich für GenY in Politik und Wirtschaft stark – und kennt die Einstellung ihrer Geburtsjahrgänge sehr gut. Sie schreibt:
Die Erwartungshaltung „On Demand“ ist nun auch im Recruiting angekommen. Wenn ein Millennial im Silicon Valley nicht am selben Tag der Jobanfrage einen Vertrag per E-Mail ins Postfach bekommt, fängt sie oder er bei der Konkurrenz an, die schneller agiert. Dieser Trend wird auch nach Deutschland kommen. Je früher Personalverantwortliche sich auf diese Entwicklung vorbereiten, desto größer der Wettbewerbsvorteil, die besten Talente für sich zu gewinnen.
(Dr. Steffi Burkhart, Wie Unternehmen zukünftig mit der VUKA-Realität umgehen)
Strukturieren Sie daher jeden Schritt des Bewerbungsprozesses gut durch – und achten Sie vor allem auf ein organisiertes “Onboarding”. In vielen Betrieben hat es sich bewährt, neuen Auszubildenden in den ersten Wochen ein:e Ausbildungspat:in als persönliche Ansprechperson an die Seite zu stellen. Diese Aufgabe kann zum Beispiel ein:e Auszubildende:r aus einem höheren Ausbildungsjahr übernehmen.
4. Erkennen Sie ungenutzte Potenziale
Die Chancen, einen Ausbildungsplatz zu besetzen, steigen nicht zuletzt mit der Bereitschaft, jene Jugendlichen in den Blick zu nehmen, die auf den ersten Blick weniger geeignet erscheinen, etwa Hauptschulabsolvent:innen oder Schulabgänger:innen mit schlechteren Leistungen. Das BNW unterstützt dabei, benachteiligte Berufsstarter:innen in ihrer Ausbildung zum Erfolg zu führen – und bietet nicht nur Ausbildungsbegleitung, sondern hilft darüber hinaus bei der Auswahl geeigneter Bewerber:innen.
Unsere Tipps sind als Startmöglichkeit für Ihr Ausbildungsmarketing gedacht. Es sind Ratschläge, die Sie zunächst ohne großes finanzielles Budget umsetzen können. Natürlich müssen Sie dafür zeitliche Ressourcen einplanen. Aber das ist immer noch besser, als ratlos vor unbesetzten Nachwuchsstellen zu stehen. Fangen Sie langsam und im Rahmen Ihrer Möglichkeiten an – und messen Sie nach jeder Aktivität den Erfolg. Auch wenn es mal nur in kleinen Schritten vorangeht, bleibt eines positiv: Sie haben es selbst in der Hand und müssen sich nicht auf andere verlassen.