In wirtschaftlich herausfordernden Zeiten mag es naheliegen, Ressourcen zu schonen und vor allem in der Gegenwart zu denken. Doch die Notwendigkeit, Nachwuchskräfte sowie Auszubildende für die Zukunft des Unternehmens zu binden, bleibt unverändert bestehen – im Gegenteil: Gerade jetzt lohnt es sich, in die Zukunft zu investieren und guten Nachwuchskräften Perspektiven zu bieten. Denn das Thema Fachkräftesicherung ist aktueller denn je, nicht zuletzt aufgrund des demografischen Wandels. Zur Generation Z gehören europaweit immer weniger Menschen, und dieser Trend zeigt sich in Deutschland besonders deutlich. Gleichzeitig sind in den vergangenen Jahren hybride und digitale Arbeitsformen stärker in den Fokus gerückt. Organisationen, die den Nachwuchs langfristig binden wollen, sollten diese Entwicklungen aktiv aufgreifen.
Was sich die Generation Z von Arbeitgeber:innen wünscht
Nachwuchsförderung und -bindung beginnt früh
Die Entwicklung einer Arbeitgebermarke, die die Werte und Bedürfnisse der Generation Z anspricht, ist eine strategische Aufgabe und bedeutet oftmals einen Kulturwandel im Unternehmen. Die Rolle von Führungskräften, Ausbilder:innen und Mentor:innen erweist sich dabei als entscheidender Bindungsfaktor.
Werte der Generation Z
Jugendforscher:innen, darunter Simon Schnetzer, stellten bereits um 2019 eine Verschiebung bei den Werten der Generation Z fest: Sicherheit – wie beispielsweise ein unbefristeter Arbeitsvertrag – ist nach wie vor wichtig, wird jedoch von dem Wunsch nach einer angenehmen Arbeitsatmosphäre, einer guten Work-Life-Balance (oder besser: Work-Life-Separation) und dem Bedürfnis nach wertschätzenden Vorgesetzten übertroffen. Seit den globalen Krisen der letzten Jahre (z. B. Pandemie, wirtschaftliche Unsicherheiten) ist zudem ein verstärktes Bedürfnis nach Stabilität, Gesundheit, Gemeinschaft und Sinnstiftung zu beobachten. Das zeigt sich unter anderem in einer Betonung von Werten wie Familienzusammenhalt, Diversität und sozialer Verantwortung.
Praxis-Tipp
Unternehmen können auf bewährte Personalentwicklungs- und HR-Praktiken zurückgreifen, die sich an den Bedürfnissen junger Zielgruppen orientieren. Dazu gehören ein klar strukturiertes Onboarding, Mentoring-Programme und sichtbare Weiterentwicklungsmöglichkeiten.
So gestalten Sie den ersten Eindruck positiv
Onboarding beginnt vor dem ersten Arbeitstag
Die Bindung von Auszubildenden sowie Berufseinsteiger:innen startet schon beim ersten Kontaktpunkt mit dem Unternehmen. Eine Willkommenskultur mit symbolischem Willkommenspräsent, Teamevents, Transparenz und offener Kommunikation fördert von Anfang an das Zusammengehörigkeitsgefühl. Auch während pandemischer oder hybrider Arbeitsphasen bewähren sich Online-Meetings zum gegenseitigen Kennenlernen oder virtuelle Events, um schnell Kontakte zu knüpfen.
Mentoring, Patenschaften und neue Formate
Tandems oder „Buddy“-Systeme, in denen bereits erfahrene Kolleg:innen neuen Mitarbeitenden zur Seite stehen, sind nach wie vor beliebt. Neuere Trends wie „Working Out Loud“ (WOL) oder „Reverse Mentoring“ werden noch häufiger genutzt. Hierbei lernt zum Beispiel die erfahrene Generation von den digitalen Fähigkeiten der Jüngeren, während die Jüngeren von Fachwissen und Netzwerken der Älteren profitieren. Ein generationenübergreifender Dialog vermittelt zudem Wertschätzung: Junge Talente werden gezielt eingebunden und bauen rasch Netzwerke auf.
Bieten Sie Wertschätzung, Handlungsspielräume und Anerkennung
Herausfordernde Aufgaben mit Freiräumen
Für die Bindung von Nachwuchskräften ist die aktive Gestaltung ihrer Aufgaben essenziell. Sie sollten fordernd, aber nicht überfordernd sein, Freiräume bieten sowie vielseitig und flexibel sein – zum Beispiel durch Projekte in unterschiedlichen Abteilungen, regelmäßige externe Kontakte und den Einsatz verschiedener Tools oder Methoden. Gerade im Zeitalter von Remote- und Hybrid-Arbeit ist es wichtig, dass Nachwuchskräfte trotz räumlicher Distanz die Möglichkeit haben, Verantwortung zu übernehmen und sich fachlich wie persönlich weiterzuentwickeln.
Feedback, Lernkultur und regelmäßige Kommunikation
Auszubildende und Berufseinsteiger:innen fühlen sich eingebunden, wenn regelmäßig Feedback gegeben wird, respektvoll kommuniziert wird und eine Lernkultur vorherrscht, die auf individuell gesetzten Zielen basiert. Eine offene Fehlerkultur, in der neue Ideen willkommen sind, ist für die motivierte Generation Z ein wichtiger Anreiz. Vorgesetzte, die vertrauensvoll agieren, Kompetenzen im Team fördern und Nachwuchskräfte in Entscheidungen einbeziehen, sind heute zentraler als monetäre Boni.
Zeigen Sie Perspektiven für eine Weiterentwicklung auf
Lebenslanges Lernen im Arbeitsalltag
Nachwuchskräfte erwarten zeitgemäße Entwicklungsperspektiven, die nicht zwingend auf eine klassische Karriereleiter abzielen. Weiterbildungen mit Zertifikaten und sichtbaren Ergebnissen werden geschätzt – ob online, hybrid oder als Präsenz-Seminar. Learning Journeys, Experten-Pools, Denkwerkstätten oder Blended-Learning-Formate eignen sich ideal, um persönliche Entwicklungsziele zu erreichen. Dabei ist es von Vorteil, Weiterbildungen in die reguläre Arbeitszeit zu integrieren und so das Prinzip des lebenslangen Lernens fest in der Unternehmenskultur zu verankern.
Nachwuchskräfte erwarten neue Führungsrollen
Führungskräfte als Coach und Mentor
Die Ansprüche der jungen Generation an „gute Vorgesetzte“ sind hoch: Sie sollen coachen, individuelle Fähigkeiten fördern, die Teamkompetenzen entwickeln und für eine offene, transparente Kommunikation sorgen. Gleichzeitig müssen sie realistische Erwartungen an das Team vermitteln und die Leistungsfähigkeit sicherstellen. Dieser transformationale Führungsstil basiert auf einer humanistischen Grundhaltung: Er vereint Leistungsorientierung mit dem Fokus auf das Wohlergehen, die Gesundheit und die Würde der Mitarbeitenden. Diversität und Inklusion werden aktiv gelebt.
Vier Dimensionen des transformationalen Führungsstils
1.Charisma (idealistischer Einfluss)
2.Inspirierende Motivation
3.Intellektuelle Stimulierung
4.Individuelle Wertschätzung
Gerade in unübersichtlichen oder krisenhaften Situationen hat sich dieser Führungsstil als besonders wirksam erwiesen.
Nachwuchskräfte zu binden ist eine Investition, die sich lohnt!
Auch wenn es immer wieder Krisenzeiten gibt, ist es langfristig wichtig, Nachwuchsgenerationen eine Perspektive zu geben. Wer auf Ausbildung und Nachwuchsförderung setzt, gewinnt im Wettbewerb um Talente und stellt wichtige Weichen für künftiges Wachstum. Ein Großteil der notwendigen Instrumente, Methoden und Haltungen ist in vielen Unternehmen bereits vorhanden – es gilt, sie gezielt einzusetzen und stetig weiterzuentwickeln. Bleiben Sie also dran: Halten Sie an Ihren Ausbildungs- und Praktikumsangeboten fest und gestalten Sie eine zukunftsfähige Unternehmenskultur. So gewinnen Sie nicht nur qualifizierte, sondern auch motivierte und loyale Fachkräfte für morgen.