Emotionaler, empathischer, nachgiebiger – diese Eigenschaften werden häufig mit weiblichen Führungskräften in Verbindung gebracht. Doch wie viel Wahrheit steckt hinter diesen Zuschreibungen? Und wie haben erfolgreiche Business-Frauen wie Milagros Caiña Carreiro-Andree (BMW), Tina Müller (Douglas) oder Lisa Davis (Siemens) die gläserne Decke durchbrochen, um in die Chefetagen aufzusteigen? Eine Spurensuche.
Mythos oder Wahrheit: Gibt es einen „weiblichen“ Führungsstil?
Studien zeigen, dass der Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Führungsverhalten in der Praxis minimal ist. Vielmehr setzen Frauen andere Schwerpunkte, wie eine Studie des Verbands deutscher Unternehmerinnen belegt. Demnach priorisieren weibliche Führungskräfte Kreativität, Fürsorglichkeit und Teamfähigkeit, während Männer häufiger eine „Ellbogen-Mentalität“ an den Tag legen und schneller Entscheidungen treffen.
Besonders auffällig ist: Frauen legen großen Wert auf intensive Kundenbeziehungen, gute Mitarbeiterbindung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Männer hingegen priorisieren finanzielle Vorteile und sachliche Leistungen wie Dienstwagen oder Firmenhandys.
Eine empirische Studie der Universität Mannheim widerlegt jedoch das Klischee, dass Frauen aufgrund ihrer Empathie weniger durchsetzungsstark seien. Tatsächlich bevorzugen Frauen häufiger einen strukturierten Führungsstil mit klaren Regeln, während Männer eher zum „Laissez-faire“-Führungsstil neigen. Doch woran liegt es, dass Frauen in Führungspositionen oft kritischer betrachtet werden?
Implizite Führungstheorien und ihre Herausforderungen
Führungskräfte werden häufig an Archetypen gemessen, wie „dem entschlossenen Helden“ oder „dem charismatischen Vater“. Diese Idealbilder passen oft nicht zu weiblichen Führungspersönlichkeiten, wie die Forschungen von Eagly und Karau (2002) zeigen. Frauen, die vermeintlich männliche Eigenschaften wie Härte oder Dominanz zeigen, werden oft negativ bewertet – von Männern und Frauen gleichermaßen.
Doch die gute Nachricht ist: Unternehmen mit einem hohen Anteil an Frauen in Führungspositionen schneiden wirtschaftlich oft besser ab. Studien belegen, dass Diversität in der Führung langfristig zu Innovation und besseren Ergebnissen führt. Dennoch hinkt Europa bei der Gleichstellung hinterher. Während Norwegen und Frankreich Vorreiter sind, liegt Deutschland im Mittelfeld, und die Schweiz bildet das Schlusslicht.
Erfolgsfaktoren: Frauen in männerdominierten Branchen
Frauen haben in traditionell männlich geprägten Branchen oft einen besonderen Vorteil: Sie heben sich deutlicher von ihren Kollegen ab und punkten bei Mitarbeitern, die patriarchalische Führungsstile ablehnen. Besonders die Generationen Y und Z schätzen diesen Unterschied und wünschen sich empathischere, kooperative Führungspersönlichkeiten.
Der transformative Führungsstil, den Frauen häufiger einsetzen, könnte hierbei entscheidend sein. Laut Führungskräftetrainerin Mira Mühlenhof verstehen Frauen sich oft als Mentorinnen und Sparringspartnerinnen, die ihre Mitarbeiter:innen durch Verständnis und Respekt motivieren. „Wer die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter erkennt, hat den Schlüssel zur Motivation in der Hand“, betont Mühlenhof.
Persönlichkeit als Schlüssel zur Führung
Die Persönlichkeit entscheidet darüber, wie jemand führt – unabhängig vom Geschlecht. Es gibt keine „typisch weibliche“ Führungskraft, genauso wenig wie es den „typisch männlichen“ Manager gibt. Frauen sollten ihre individuellen Stärken nutzen, um authentisch zu bleiben und ihre Mitarbeiter:innen erfolgreich zu führen.
Drei Tipps für weibliche Führungskräfte
1. Bleiben Sie authentisch: Stehen Sie zu Ihrer Persönlichkeit mit all ihren Stärken und Schwächen. Ein Coach kann helfen, blinde Flecken zu erkennen und sich selbstbewusst auf Herausforderungen vorzubereiten.
2. Emotionen im Griff: Emotionen sind kein Nachteil – wichtig ist, zu wissen, wann und wie Sie sie gezielt einsetzen oder kontrollieren.
3. Setzen Sie ein Statement: Tragen Sie, was Ihnen gefällt, und bleiben Sie sich treu. Die Zeiten, in denen weibliche Führungskräfte nur in dunklen Hosenanzügen akzeptiert wurden, sind vorbei.
Fazit
Der Führungsstil von Frauen unterscheidet sich nicht grundsätzlich von dem ihrer männlichen Kollegen – die Schwerpunkte variieren. Entscheidend ist, dass Unternehmen die Persönlichkeit ihrer Führungskräfte anerkennen und fördern, unabhängig vom Geschlecht. So könnte langfristig die Notwendigkeit von Quoten überflüssig werden.
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