Arbeitgeber sind laut § 167 Absatz 2 Neuntes Buch Sozialgesetzbuch (SGB IX) verpflichtet, ihren Mitarbeitern im Fall einer langfristigen Krankheit ein sogenanntes Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) anzubieten. Innerhalb des BEM wird zusammen mit dem betroffenen Mitarbeiter nach Möglichkeiten gesucht, „wie die Arbeitsunfähigkeit möglichst überwunden werden und mit welchen Leistungen oder Hilfen erneuter Arbeitsunfähigkeit vorgebeugt und der Arbeitsplatz erhalten werden kann“ (§ 167 Absatz 2 SGB IX). Das BEM gilt somit als wichtiger Beitrag, um die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter langfristig zu sichern. Wie sich das BEM gestaltet, wird individuell verhandelt. Der betroffene Mitarbeiter darf sich frei entscheiden, ob er an einem BEM teilnehmen möchte oder nicht.
Die Durchführung des BEM ist demnach ein komplexer Prozess, den jedes Unternehmen für sich neu entwickeln muss. Je nach Situation sind zudem verschiedene Funktionsträger im Unternehmen einzubinden, wie z. B. der Betriebsrat, die Schwerbehindertenvertretung, der Werks- bzw. Betriebsarzt oder extern die Rehabilitationsträger oder bei schwerbehinderten Mitarbeitern das Integrationsamt.
Das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW) bietet Seminare für Personalleiter und -referenten an, in denen die Ziele und Durchführungsschritte des BEM behandelt und Wege aufgezeigt werden, wie Unternehmen ihren eigenen Prozess langfristig etablieren können.
„Willkommen zurück!“ – (BEM) Betriebliches Eingliederungsmanagement (1)
Praxiswissen zu Rechtsgrundlagen und Koordination des BEM
„Willkommen zurück!“ – (BEM) Betriebliches Eingliederungsmanagement (2)
Die sichere Gesprächsführung im BEM
Wir haben mit einer Personalleiterin gesprochen, die unser Seminar besucht hat:
Was haben Sie sich von dem BNW-Seminar zum Betrieblichen Eingliederungsmanagement erhofft?
Da wir im dritten Quartal 2019 das Betriebliche Eingliederungsmanagement bei uns im Unternehmen eingeführt haben, wollten wir uns informieren und vorbereiten: Was muss alles beim BEM berücksichtigt werden, welche Aufgaben ergeben sich für uns als Arbeitgeber? Welche Ziele können mit dem BEM verfolgt werden? Diese und weitere Fragen galt es vorab zu klären.
Welche Herausforderungen für Unternehmen verbinden Sie in Ihrer Funktion mit der Thematik?
Das BEM ist für Unternehmen eine gute Möglichkeit, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern und lange Fehlzeiten zu reduzieren. Vor allem für ein produzierendes Unternehmen verursacht ein hoher Krankenstand ernsthafte Probleme im Betriebsablauf. Fehlende Mitarbeiter können nicht ohne Weiteres ersetzt werden, da spezifische Schulungen zur Bedienung der Anlagen notwendig sind. Dadurch bleiben Projekte liegen oder werden geschoben, obwohl sie für den Erhalt der Produktivität wichtig sind. Die langfristige Konsequenz ist ein schleichender Wertverlust, der im schlimmsten Fall auf diejenigen Mitarbeiter zurückfällt, die täglich zuverlässig ihre Arbeitskraft einbringen und so ihren Beitrag zum Fortbestand des Unternehmens und vieler Arbeitsplätze leisten. Hinzu kommt, dass diese Mitarbeiter den Verlust an Arbeitskraft ausgleichen müssen, was dauerhaft zu einer unfairen Mehrbelastung führt.
Denken Sie, dass das Seminar Ihnen dabei geholfen hat, die Herausforderungen des Betrieblichen Eingliederungsmanagements zu meistern?
Ja, in dem Seminar konnte ich mir eine gute Wissensgrundlage aufbauen, um sie anschließend in der Praxis anzuwenden. Da sich unser Betriebsrat dem Thema auch annehmen möchte, erhoffe ich mir ein gutes Zusammenspiel. Unser gemeinsames Ziel ist es, durch die neuen Prozesse Verbesserungsmöglichkeiten zu schaffen, da wir ungern Mitarbeiter verlieren möchten.
Wie empfanden Sie die Atmosphäre während des Seminars?
Der Kurs gefiel mir sehr gut, da wir viele individuelle Fälle besprochen haben, welche die Teilnehmenden aus ihren Unternehmen mitbrachten. Dadurch ergaben sich Fragen, die einem selbst nicht eingefallen wären, aber durchaus für die eigene Praxis relevant sind. Diese gegenseitige Ergänzung war ein großes Plus und wurde zusätzlich durch die praxisnahen Beispiele unseres Trainers unterstützt.
Mit welchen Herausforderungen haben Personalleiter Ihrer Meinung nach im Arbeitsalltag zu kämpfen?
Personalleiter müssen gerade am Anfang viel Zeit und Energie investieren, um das Vertrauen der Belegschaft zu gewinnen. Dies klappt bei uns mittlerweile ganz gut und die zunehmenden positiven Rückmeldungen geben mir viel Motivation, auch weiterhin dranzubleiben. Die Personalentwicklung ist eine weitere große Aufgabe. Vor allem in den Bereichen Instandhaltung und Technologie ist die Weiterbildung unserer Mitarbeiter unerlässlich, da hier eine schnelle Entwicklung stattfindet, die immer auf dem neuesten Stand sein muss. Dort sind wir aber gut aufgestellt: Jedes Jahr erhalte ich von unseren Abteilungsleitern einen Qualifizierungsplan, an dem ich unsere Schulungsplanung zielorientiert ausrichten kann.