Fachkräftezuwanderung in Norddeutschland
Norddeutschland sieht sich mit einer besonderen Herausforderung konfrontiert: Einerseits fehlen in vielen Branchen qualifizierte Fachkräfte, um die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Andererseits sorgt der wirtschaftliche Strukturwandel dafür, dass Unternehmen Mitarbeiter:innen freisetzen müssen – oft ebenfalls hochqualifizierte Fachkräfte, die jedoch nicht direkt in anderen Branchen eingesetzt werden können. Dieses Spannungsfeld wird als Fachkräfteparadoxon bezeichnet.
In diesem Beitrag beleuchten wir, wie dieses Paradoxon in Norddeutschland durch innovative Ansätze gelöst werden kann – insbesondere durch Netzwerke und Kooperationen, die eine reibungslose Transformation ermöglichen.
Das Fachkräfteparadoxon: Ein Balanceakt für den Arbeitsmarkt
Das Fachkräfteparadoxon beschreibt die widersprüchliche Situation:
- Fachkräftemangel: Aufgrund des demografischen Wandels fehlen in Schlüsselbranchen – etwa in der Pflege, der IT oder der Windenergie – dringend benötigte Arbeitskräfte. Unternehmen suchen händeringend nach Personal, um Wachstumschancen zu nutzen und Innovationsprojekte umzusetzen.
- Freisetzung von Fachkräften: Gleichzeitig zwingt der Strukturwandel viele Unternehmen dazu, Personal zu entlassen. Betroffen sind häufig auch qualifizierte Mitarbeiter:innen, deren Fähigkeiten nicht mehr exakt zu den neuen Anforderungen passen oder die durch Rationalisierungsprozesse ihren Arbeitsplatz verlieren.
Das Ergebnis: Fachkräfte, die an einem Standort oder in einer Branche nicht mehr benötigt werden, finden oft nicht sofort eine Anschlussbeschäftigung, obwohl ihre Kompetenzen andernorts gebraucht würden.
Lösungsansatz: Netzwerke und Transfergesellschaften
Eine wichtige Rolle bei der Bewältigung dieses Paradoxons spielen Netzwerke aus Bildungswerken, Transfergesellschaften und Unternehmen. Hier hat sich das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW) als verlässliche Instanz etabliert, indem es eng mit Transfergesellschaften anderer Bildungswerke kooperiert. So entsteht ein Netzwerk, in dem betroffene Mitarbeiter:innen von einem Unternehmen in ein anderes wechseln können – idealerweise ohne große Reibungsverluste.
Transfergesellschaften: Brücken für freigesetzte Mitarbeiter:innen
Transfergesellschaften gestalten den Übergang von einem Arbeitsplatz zum nächsten möglichst effizient. Dabei geht es nicht nur darum, neue Stellen zu vermitteln, sondern vor allem darum, betroffene Mitarbeiter:innen für neue Anforderungen zu qualifizieren:
- Individuelle Weiterqualifizierung: Mitarbeiter:innen erhalten in der Transferphase gezielte Schulungen, Coachings und Trainings, um ihren Einstieg in ein neues Unternehmen zu erleichtern.
- Vermittlung in andere Branchen: Die enge Zusammenarbeit von Transfergesellschaften mit unterschiedlichen Unternehmen sorgt dafür, dass Fachkräfte passgenau dort eingesetzt werden, wo sie am dringendsten gebraucht werden.
Das BNW unterstützt diesen Prozess aktiv, indem es innerhalb seines Netzwerks die passenden Weiterbildungsangebote und Beratungsdienstleistungen bereitstellt.
Ein starkes Netzwerk für Norddeutschland
Die Stärke dieses Ansatzes liegt in der Kooperation zwischen Bildungswerken, Transfergesellschaften und Unternehmen. Durch die enge Zusammenarbeit profitieren alle Seiten:
- Neue Perspektiven: Mitarbeiter:innen können nicht nur eine Anschlussbeschäftigung finden, sondern häufig bessere Karrierechancen wahrnehmen.
- Reduzierte Produktivitätsverluste: Für Unternehmen bedeutet ein funktionierendes Netzwerk, dass benötigte Fachkräfte schnell zur Verfügung stehen und sich rasch einarbeiten.
Fachkräftezuwanderung als zweite Säule
Neben der internen Transformation des Arbeitsmarkts ist die Zuwanderung internationaler Fachkräfte ein wichtiger Bestandteil der Lösung. Auch hier unterstützt das BNW Unternehmen:
- Rekrutierung internationaler Fachkräfte: Gemeinsam mit seinen Partnern hilft das BNW norddeutschen Unternehmen dabei, qualifizierte Mitarbeiter:innen aus dem Ausland zu gewinnen.
- Integration und Weiterbildung: Sprachkurse und interkulturelle Trainings sorgen dafür, dass internationale Fachkräfte schnell Fuß fassen und ihre Qualifikationen an den deutschen Arbeitsmarkt anpassen können.
Die Kombination aus interner Umstrukturierung und externer Rekrutierung bietet Norddeutschland die Chance, das Fachkräfteparadoxon gezielt anzugehen.
Erfolg durch Zusammenarbeit und Innovation
Das Fachkräfteparadoxon erfordert ein Umdenken auf allen Ebenen – von Unternehmen über Bildungsträger:innen bis hin zur Politik. Durch eine enge Kooperation innerhalb eines starken Netzwerks kann es gelingen, Arbeitskräfte effizient umzuschulen und internationale Talente nachhaltig zu integrieren.
Norddeutschland hat das Potenzial, hier zum Vorreiter zu werden:
- Transfergesellschaften und Netzwerke: Sie ermöglichen es, freigesetzte Fachkräfte zu vermitteln und ihre Qualifikationen passgenau zu stärken.
- Zuwanderung und Integration: Eine aktive Willkommenskultur trägt maßgeblich dazu bei, internationale Talente zu gewinnen und langfristig an die Region zu binden.
Fazit: Ein nachhaltiger Ansatz für den Arbeitsmarkt
Das Fachkräfteparadoxon mag auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen, birgt jedoch auch große Chancen für Norddeutschland. Indem Unternehmen, Bildungsträger:innen und Transfergesellschaften an einem Strang ziehen, können Fachkräfte ideal eingesetzt und die Wettbewerbsfähigkeit der Region gestärkt werden.
Wichtig ist, nicht nur kurzfristig offene Stellen zu besetzen, sondern Mitarbeiter:innen langfristig auf sich verändernde Marktanforderungen vorzubereiten. Norddeutschland kann diesen Spagat bewältigen – und davon profitieren am Ende alle: Unternehmen, Fachkräfte und die gesamte Region.
