Wie gestalten wir unsere Ausbildung heute so, dass sie junge Menschen auf die Arbeit von morgen vorbereitet? Die Digitalisierung macht sich in allen Bereichen der Arbeitswelt bemerkbar.
Für Ausbildungsverantwortliche bedeutet das, Ausbildungsinhalte und -prozesse an veränderte Berufsbilder sowie an neue Lehr- und Lernmethoden anzupassen.
Digitale Bildung für die digitale Ausbildung: darum gehts im NETZWERK Q 4.0. Als BNW sind wir Teil dieses tollen Projekts. Ziel der Projektakteure, zu dem das IW in Köln und die Bildungswerke der Wirtschaft gehören, ist, Ausbilder*innen fit für die Herausforderungen der Digitalisierung zu machen und ihnen in sogenannten Q 4.0 Trainings moderne Fach- und Sozialkompetenzen zu vermitteln. “Mit dem Thema Ausbildung 4.0 unterstützen wir unsere Gesellschafter und Kunden bei einer ihrer Kernaufgaben”, sagt Manuela Wehrmeyer, Bereichsleiterin für Modellprojekte und Kooperationen im BNW.
Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) startete das NETZWERK Q 4.0 Ende 2019. In der Corona-Pandemie haben mehrmonatige Lockdowns Themen wie digitaler Kommunikation, digitaler Zusammenarbeit und digitalem Lernen eine erhöhte Aufmerksamkeit verliehen. „Plötzlich wurden digitale Skills und digitale Werkzeuge akut gebraucht“, sagt Manuela Wehrmeyer.
84 Prozent der befragten Ausbilder*innen geben an, dass ihr Weiterbildungsbedarf in den vergangenen drei Jahren gestiegen ist.
Im NETZWERK Q 4.0 werden passgenaue Weiterbildungsformate deutschlandweit entwickelt und erprobt. Neue Standardberufsbildpositionen, agiles Arbeiten in der Produktion oder der Einsatz von 360 Grad Kameras im Bereich Lager – in den acht Trainings, die das BNW im Rahmen des NETZWERKS Q 4.0 bislang entwickelt hat, geht es um fach- und branchenspezifische bis hin zu übergreifenden Themen wie generationsgerechte Kommunikation und Lernbegleitung. Die Inhalte sind unmittelbar an der Praxis bzw. den Bedürfnissen der Zielgruppe orientiert, im ersten Projektjahr wurden dafür Interviews und Beratungsgespräche mit Ausbildungsverantwortlichen geführt. Bundesweit konnten so schon die Feedbacks aus über 600 Gesprächen in die Verdichtung von Themen für die Q 4.0 Trainings einfließen. 97 Bildungsangebote sind im Netzwerk Q 4.0 in Entwicklung, viele davon bereits im Test bzw. im Einsatz.
Das Lehren innerhalb der betrieblichen Ausbildung zu lernen, seine eigene Haltung als Ausbilder*in zu reflektieren und (weiter) zu entwickeln, darum geht’s zum Beispiel in Angeboten zur Lernbegleitung. „Ein moderner Ausbilder gibt seinen Auszubildenden die Lernmedien nicht vor, ist aber jeder Zeit in der Lage, die Azubis in ihren Lernprozessen, auch in digitalen Medien, zu begleiten“, sagt Manuela Wehrmeyer. Ende 2021 und Anfang 2022 fanden die ersten beiden Durchgänge des im BNW entwickelten Q 4.0 Trainings „Lernbegleitung advanced – Ausbilden im digitalen Wandel“ statt. Dorothea Kahl, stellvertretende Marketingleiterin und Ausbilderin beim Spezialisten für geräuscharme PC-Kühlsysteme ARCTIC war eine der Teilnehmenden.
“Das Q 4.0 Ausbildertraining hat mir für meine tägliche Arbeit mit den Azubis viele gute Impulse gegeben und meinen Blick geweitet. Der Austausch mit anderen Ausbilder*innen, das Reflektieren der eigenen Herangehensweise und besonders die individuellen Coachings ergeben ein stimmiges Konzept. Durch das digitale Veranstaltungsformat und das schrittweise Erarbeiten der handlungsorientierten Ausbildungsmethodik lässt sich das Training gut in den Berufsalltag integrieren”
Dorothea Kahl,
stellvertretende Marketingleiterin und Ausbilderin beim Spezialisten für geräuscharme PC-Kühlsysteme ARCTIC
Für Stefan Laakmann, Prokurist Vertrieb/Marketing bei der Spedition Giesker & Laakmann GmbH & Co. KG, standen beim Q 4.0 Training neue Impulse im Vordergrund. „Die Teilnahme am Training hat mir neue Ansichten auf das Thema Lernvermittlung gegeben. Das Wissen und der Austausch mit den anderen Projektteilnehmenden hat einen positiven Einfluss auf unsere Ausbildung und die Einarbeitung neuer Mitarbeitenden.”
Die Q 4.0 Trainings werden nach einem gemeinsamen Standard als Blended-Learning-Formate konzipiert, Gruppenlernphasen wechseln sich mit Selbstlernphasen ab, viele Angebote sind digital.
Das BNW-Training zur Lernbegleitung wird durch individuelle Coachings ergänzt, was im Netzwerk bisher ein Alleinstellungsmerkmal ist und sehr gut bei der Zielgruppe ankommt. Was im Norden an Formaten entwickelt wird, kann übrigens auch im Süden verwendet werden: „Neben der empirischen Verankerung in der Ausbildungspraxis ist die kollaborative Vorgehensweise aller Projektpartner ein Alleinstellungsmerkmal des NETZWERK Q 4.0. Die regional entwickelten Angebote können von allen Partnern bundesweit genutzt werden.
So lassen sich Angebote entwickeln, die branchen- und bundeslandübergreifend allen Unternehmen und Berufsschulen zur Verfügung stehen, um diese fit für eine Ausbildung 4.0 zu machen. Ausbilder*innen sowie Lehrkräfte an Berufsschulen können so vom Erfahrungsaustausch mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bundesländern oder Branchen profitieren“, sagt Dirk Werner, Projektleiter des NETZWERK Q 4.0 vom IW.
„Wir möchten Ausbildungsverantwortliche inspirieren und motivieren, den Weg des digitalen Wandels mit uns zu gehen. Das tun wir nicht nur in den Q 4.0 Trainings, sondern auch im Rahmen unserer → Q Events oder dem monatlichen → Q Talk Lunch & Learn zur Mittageszeit“, sagt Manuela Wehrmeyer. Die im Oktober 2021 eingeführte Online-Talkreihe stellt Infos, Austausch und Netzwerken in den Fokus, über 150 Teilnehmende waren schon dabei. In einem breit gesteckten Themenspektrum geht es darum, möglichst viele Facetten der Digitalisierung in der Ausbildung zu beleuchten.