Teilqualifizierung

 Teilqualifizierung von ungelernten oder geringqualifizierten Beschäftigten

Sie sind 25 Jahre oder älter und haben keine oder eine veraltete Berufsausbildung? Sie sind derzeit arbeitslos oder geringfügig beschäftigt und möchten sich weiterbilden? Dann ist eine Teilqualifizierung genau das Richtige für Sie.

Teilqualifizierung: Die Alternative zur Ausbildung

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Was ist eine Teilqualifizierung?

Eine Teilqualifizierung ist ein anderes Wort für eine modulare Qualifizierung: Sie erlernen ausgewähltes Fachwissen aus anerkannten Ausbildungsberufen in voneinander unabhängigen Modulen. Praxisphasen in Betrieben sind fester Bestandteil der Teilqualifizierung. Bei erfolgreichem Abschluss aller Module können Sie einen staatlich anerkannten Berufsabschluss erwerben. Der Vorteil: Sie müssen keine zwei- bis dreijährige Berufsausbildung am Stück absolvieren. Ein Modul der Teilqualifizierung in Vollzeit dauert in der Regel zwei bis sechs Monate. Der Zeitraum verlängert sich entsprechend, wenn das Modul berufsbegleitend absolviert wird.

 

Die ARBEITGEBERINITIATIVE TEILQUALIFIZIERUNG (AGI TQ) leistet einen Beitrag zur Nachqualifizierung. Sie ist eine Kooperation zwischen den deutschen Arbeitgeberverbänden und den Bildungswerken der deutschen Wirtschaft. Sie etablieren mit dem gemeinsamen Gütesiegel „Eine TQ besser!“ einheitliche Standards und Qualität für Teilqualifizierungen. Damit werden die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöht.

Ihre Vorteile:

  • Sie erwerben die berufsanschlussfähige Teilqualifikation durch das flexible Absolvieren einzelner modularer Trainingseinheiten.
  • Sie können die Module nach Ihrem individuellen Qualifizierungsbedarf auswählen.
  • Sie können die Trainingseinheiten berufsbegleitend oder in Vollzeit absolvieren – so, wie es zu Ihrer aktuellen Situation passt.
  • In der digitalen Variante der Teilqualifizierung lernen Sie, wann und wo Sie wollen: Blended-Learning-Angebote bieten eine Kombination aus Online-Kursen und eigenständig zu bearbeitenden E-Learning-Inhalten.
  • Teilqualifizierungen bilden zwar den Inhalt eines Berufsbilds – Fachlagerist, Berufskraftfahrer, etc. – komplett ab. Zwischen die einzelnen Module können Sie jedoch Pausen legen.

 

  • Wenn alle Einheiten eines Berufsbilds erfolgreich abgeschlossen sind, können Sie sich zur Abschluss­prüfung des Berufs bei der zuständigen Kammer anmelden. Man spricht von der sog. Externen­prüfung. Bei erfolg­reichem Bestehen haben Sie Ihren fertigen Berufs­abschluss in der Tasche.
  • Das Modell der Teilqualifizierung ist von der Agentur für Arbeit bzw. dem Jobcenter anerkannt worden und ist grundsätzlich förderfähig. Hier geht es zu einem Video einer Absolventin.

Warum lohnt sich eine Teilqualifizierung?

Mit einer Teilqualifizierung erwerben Sie Schritt für Schritt die Kompetenzen eines Berufes mit dem Ziel, zum Abschluss die IHK-Prüfung abzulegen.
Das BNW bietet für diverse Berufsbilder eine Teilqualifizierung an – einige davon auch im digitalen Format „TQdigital“.

Vorteile der digitalen Teilqualifizierung:

  • Sie lernen in zeitlich eng miteinander verbundenen Theorie- und Praxisphasen.
  • In den Theoriephasen lernen Sie online ortsunabhängig mit Ihren Dozenten in einem virtuellen Klassenraum.
  • Nach den Theoriephasen wenden und vertiefen Sie die erlernten Inhalte regelmäßig praktisch im Betrieb an.
  • Sie erhalten Unterstützung durch unsere Dozenten, die Ihren Lernfortschritt begleiten und für Ihre Fragen zur Verfügung stehen.
  • Zusätzliche Lernbegleiter unterstützen Sie beim Lernprozess.

TQdigital wird in diesen Berufsbildern angeboten:

  • Fachlagerist/in
  • Kaufmann/-frau für Büromanagement
  • Kaufmann/-frau im E-Commerce
  • Fachinformatiker/-in Fachrichtung Systemintegration (FISI)
  • Fachinformatiker/-in Fachrichtung Anwendungsentwicklung (FAE)

Hinweis für Unternehmen
Die Teilqualifizierung von an- und ungelernten Beschäftigten wird über das Qualifizierungschancengesetz bis zu 100 % gefördert.

Häufig gestellte Fragen

Was ist eine Teilqualifizierung?

Teilqualifizierung funktioniert nach dem Baukastenprinzip. Das bedeutet: Sie können ausgewähltes Fachwissen in anerkannten Ausbildungsberufen in einzelnen, voneinander unabhängigen Modulen erlernen. Entweder in Vollzeit, Teilzeit oder berufsbegleitend. Dabei sind Praxisphasen in Betrieben fester Bestandteil der TQ. Bei erfolgreichem Abschluss aller Module können Sie einen staatlich anerkannten Berufsabschluss erwerben. Der Vorteil: Sie müssen keine zwei- bis dreijährige Berufsausbildung am Stück absolvieren. Ein TQ-Modul in Vollzeit dauert in der Regel zwei bis sechs Monate. Der Zeitraum erhöht sich entsprechend, wenn das Modul in Teilzeit oder berufsbegleitend absolviert wird.

Mit TQdigital können Sie lernen wann und wo Sie wollen: Blended-Learning-Angebote bieten eine Kombination aus Online-Kursen und eigenständig zu bearbeitenden E-Learning-Inhalten.

Hat eine Teilqualifizierung dieselbe Qualität wie eine praktische Berufsausbildung?

Ja. Dafür sorgt unsere Vernetzung mit dem Projekt ETAPP. Ziel von ETAPP ist, dass alle Teilqualifizierungen bundesweit nach einem einheitlichen Standard umgesetzt werden. Nach erfolgreichem Abschluss aller Module können Sie sich zur Prüfung des jeweiligen Berufes anmelden und somit einen regulären Berufsabschluss erwerben. Die Abschlüsse werden von der lokalen Agentur für Arbeit bzw. dem Jobcenter anerkannt und sind grundsätzlich förderfähig.

Welche Erfahrungen machen Unternehmen mit der Teilqualifizierung?

Unternehmen spüren die Auswirkungen der demografischen Entwicklung. Bewerbungen von Schülern, die eine Ausbildung absolvieren wollen, treffen in den Personalabteilungen immer seltener ein.

 

„Hinzu kommt, dass die Beliebtheit von Ausbildungsberufen, wie zum Beispiel Maschinen- und Anlagenführer, bei Schülern weiter sinkt“, sagt Matthias Boettjer, Leiter der Aus- und Weiterbildung bei der Buss Fertiggerichte GmbH aus Ottersberg bei Bremen.

 

Boettjer ist regelmäßig auf Ausbildungsmessen unterwegs und leistet Überzeugungsarbeit bei den Jugendlichen. „Jedes Jahr wird es schwieriger, Schüler für eine Ausbildung in der Produktion zu begeistern“, sagt er und ergänzt: „Deswegen suchten wir schon lange nach einem geeigneten Qualifizierungskonzept für unsere bestehenden Mitarbeiter.“

 

Inzwischen setzt die Buss Fertiggerichte GmbH auf Teilqualifizierungen als effizientes und schnelles Instrument zur Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter. Ungelernte Mitarbeiter erwerben in Modulen ausgewähltes Fachwissen in anerkannten Ausbildungsberufen wie Maschinen- und Anlagenführer. Jedes Modul besteht aus Theorie- und Praxisanteilen. Die Praxisphasen können im Unternehmen absolviert werden.

 

Matthias Boettjer: „Der Vorteil liegt darin, dass wir unsere Mitarbeiter gezielt weiterzuentwickeln können. Anschließend können sie für komplexere Aufgaben und Herausforderungen eingesetzt werden.“

 

Der Weiterbildungspartner Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft kennt darüber hinaus Fördermöglichkeiten wie das Qualifizierungschancengesetz. Damit kann die Weiterentwicklung durch Teilqualifizierung bis zu einhundert Prozent von der Agentur für Arbeit vor Ort unterstützt werden, was das Projekt für die Unternehmen erheblich erleichtert: „Insgesamt bleibt der Zeit- und Kostenaufwand für uns im Verhältnis gering“, resümiert Aus- und Weiterbildungsleiter Matthias Boettjer. „Das Modell lohnt sich für uns auch, weil wir Mitarbeitern nicht nur eine langfristige Perspektive bieten können, sondern sogar Fachkräfte dazugewinnen.“

 

Denn das BNW kümmert sich bei Bedarf auch um weitere Teilnehmende oder Kooperationspartner, zum Beispiel im Rahmen eines Praktikums mit einem Zeitarbeitsvertrag. Hier arbeitet das BNW mit dem Personaldienstleister Randstad zusammen. Wenn die Zusammenarbeit in einem Praktikum ausprobiert wird, finden auf diese Weise Betriebe und arbeitssuchende Menschen häufig zueinander – eine Win-win-Situation für beide.

 

Ein besonderer Vorteil der Teilqualifizierung ist das Lernen im Arbeitskontext: Die Teilnehmenden absolvieren den praktischen Teil der modularen Qualifizierung in einer Firma. Betriebe können so sichergehen, dass ihre Mitarbeitenden den Umgang mit den eigenen Maschinen lernen – ein Umlernen und Umdenken ist so nicht mehr notwendig.

Wie schwer ist eine Externenprüfung?

Eine Prüfung ist stets mit einer guten Vorbereitung verbunden. Grundsätzlich ist die Abschlussprüfung bei der Kammer machbar – jedoch nicht, ohne etwas dafür zu tun. Weil das BNW als Bildungsträger die Teilnehmenden in Theorie- und Praxisphasen begleitet, können wir die Bedenken und Sorgen vor der Prüfungssituation in den meisten Fällen lösen. 

Vorteile der Teilqualifizierung für Unternehmen

Unsere Teilqualifizierungen waren bereits Thema in der Fachzeitschrift Personalmagazin. Hier geht es zum Download des Artikels.

Qualifizierte Fachkräfte sind in einer Zeit des rasanten technologischen Fortschritts und der zunehmenden Digitalisierung der Lebens- und Arbeitswelt ein wichtiger Wettbewerbsfaktor. Doch in den unterschiedlichsten Branchen wird seit Jahren ein umfassender Fachkräftemangel beklagt.

Nachfrage und Angebot von Arbeitskräften entwickeln sich weiter auseinander. Ständige berufliche Weiterbildung ist ein Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und für die Sicherheit jedes Arbeitsplatzes. Statt auf dem Markt nach neuen Fachkräften zu suchen, lohnt es sich für Unternehmen zunehmend, ihren Blick und ihre Bemühungen nach innen zu richten. Das größte Potenzial steckt in den eigenen Mitarbeitern. Da Weiterbildung als Zukunftsinvestition immer wichtiger wird, sollten Unternehmen diese vorhandenen Potenziale nutzen und gezielt fördern.

Mit Teilqualifizierung zur Fachkräftegewinnung Mit einer Teilqualifizierung erwerben Mitarbeitende nicht nur Schlüsselqualifikationen, die wichtig für die Arbeit von morgen sind, sondern verbessern auch ihre Ein- und Aufstiegschancen im Unternehmen.

Denn es gibt es eine hohe Zahl an ungelernten beziehungsweise geringqualifizierten Arbeitskräften. Dieser Personenkreis darf den Unternehmen in Zeiten des Azubi- und Fachkräftemangels nicht verloren gehen. Aber Arbeitskräfte zu gewinnen und zu binden, erfordert von Unternehmen gezielte Investitionen – am besten in die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Weiterbildung und -entwicklung der eigenen Beschäftigten sind unerlässlich.

Fazit

Die Teilqualifizierung stellt für Unternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels die Möglichkeit dar, Mitarbeiter fachlich fit zu machen, sie weiterzuentwickeln und als kompetente Fachkräfte im Unternehmen weiterhin zu halten und einsetzen zu können. Offene Stellen werden so schnell und risikoarm besetzt. Dabei bietet der modulare Aufbau Unternehmen größtmögliche Flexibilität. Für Mitarbeiter ohne, mit fachfremder oder – angesichts der Digitalisierung – veralteter Ausbildung, bedeutet die Teilqualifizierung, dass sie wieder einen zukunftsfähigen Berufsabschluss in der Tasche haben. Ihr Arbeitsplatz bleibt nicht nur mittelfristig, sondern auch langfristig gesichert.